Während der Corona-Krise stehen Führungskräfte vor einer besonderen Herausforderung. Sie müssen ihre Angestellten unterstützen, darauf achten, dass die Produktivität nicht nachlässt und auf plötzliche Veränderungen schnell reagieren — und das alles aus dem Home Office heraus.
Vielen Unternehmen bleibt derzeit nichts anderes übrig, als einige Angestellte zu entlassen oder ihr Büro aufzugeben und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Sie müssen in Windeseile auf neue Anforderungen der sich verändernden Wirtschaftslage reagieren. Viele Konzerne, darunter Twitter und Google, haben sich schon auf ein langfristiges Arbeiten aus dem Home Office eingestellt.
Die Rolle von Führungskräften wird in dieser außergewöhnlichen Zeit auf den Prüfstand gestellt. Sie müssen nicht nur ihre Beziehungen zu ihren Angestellten offline pflegen. Sie müssen auch einen Weg finden, sie in diesen ungewissen Zeiten zu unterstützen.
Eine Umfrage, die Insider unter 1.000 Angestellten auf Leitungs- und Einstiegsebene durchführte, ergab, dass es vier Führungsqualitäten gibt, die sich Beschäftigte derzeit von ihren Vorgesetzten wünschen: Transparenz, häufige Kommunikation, Unterstützung und die Befähigung dazu, für sich selbst einzutreten.
Hier erfahrt ihr, wie ihr diese Fähigkeiten erlernt und euer Team in diesen unsicheren Zeiten erfolgreich leitet.
Etabliert eine offene Kommunikation
Bei virtuellen Begegnungen kann es schwierig sein, gut und offen miteinander zu kommunizieren. Doch genau darauf kommt es derzeit an. Wie die Umfrage von Insider zeigt, sind 78 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass häufige Kommunikation zu den wichtigsten Aspekten einer guten Unternehmenskultur gehört.
Megan Clarken, die erst kürzlich zur Chefin der Online-Werbefirma Criteo ernannt wurde, erklärte, dass effektive Kommunikation zu den wichtigsten Fähigkeiten in einer Krise gehört. „Die Tatsache, dass man niemanden von Angesicht zu Angesicht trifft, sondern sich nur über Zoom sieht, kann es für mich sehr schwierig machen, zu verstehen, ob es den Angestellten gut geht oder ob sie überfordert sind“, so Clarken. „Für mich persönlich ist es schwierig, kein Gefühl dafür zu bekommen, ob es den 2.700 Personen, für die ich verantwortlich bin, gut geht.“
Weil physische Zusammenkünfte oftmals wegfallen, sollten Führungskräfte laut Clarken dafür sorgen, dass es feste Zeiten für Meetings gibt und sicherstellen, dass auch sonst die Tür für einen Austausch offensteht. Auch Aktivitäten, die das Gemeinschaftsgefühl stärken und nicht unbedingt etwas mit der Arbeit zu tun haben, können dabei helfen.
Bietet euren Angestellten Unterstützung an
Das obere Management sollte regelmäßig überprüfen, wie es dem Team geht, sagte Michele Meyer-Shipp, Chief Diversity and Inclusion Officer beim Beratungsunternehmen KPMG. In einem Interview mit Business Insider verriet Meyer-Shipp, dass ihre Firma regelmäßig Umfragen zur Erfahrung und zum Engagement der Angestellten durchführt.
Zudem können Beschäftigte des Unternehmens Gruppensitzungen zur Förderung ihrer psychischen Gesundheit durchführen, sagte Meyer-Shipp. Ebenso ist es wichtig, dass das Unternehmen seinen Angestellten die Möglichkeit dazu gibt, Beziehungen zueinander aufzubauen. Hierbei sollte auch nicht immer die Arbeit im Vordergrund stehen. In Zeiten von Corona ist es wichtiger denn je, dass Beschäftigte sich die Zeit dafür nehmen, sich über ihre Gefühle und Werte auszutauschen und gemeinsam Konzepte erarbeiten, wie ihre Arbeit sie glücklicher machen könnte.
Um die eigenen Angestellten zu unterstützen, müssen Führungskräfte nicht immer die eigenen Gefühle offenbaren. Es gibt viele Arten der Unterstützung. Zum Beispiel durch flexible Arbeitszeiten, oder indem die Leistungen zur Unterstützung der psychischen Gesundheit ausgeweitet wird.
Arbeitet transparent
Probleme lassen sich schneller lösen, wenn Führungskräfte Wert auf Transparenz legen. Das sagt David Siegel, Chef des sozialen Netzwerks Meetup und früherer Geschäftsführer der Website Investopedia.
Damit jede Person in seinem Unternehmen immer informiert ist, lädt der Chef alle Angestellten zu wöchentlichen Meetings über die Geschäftszahlen ein. Seine Angestellten werden zudem in einen E-Mail-Verteiler aufgenommen, in denen Nachrichten zwischen den Führungskräften hin- und hergeschickt werden. „Transparente Berichte, einen freien Zugang zu E-Mail-Listen, und die Verkleinerung der Gräben, die zu oft in Organisationen existieren, machen eine gute Entscheidungsfindung möglich“, schrieb Siegel.
In einer Krise wie der jetzigen haben Führungskräfte vielleicht nicht die Antworten auf all die Fragen ihrer Angestellten. Doch das Kommunizieren von Neuigkeiten in Bezug auf die Rückkehr in das Büro, Pläne zur Arbeit im Home Office, und Informationen in Bezug auf die langfristige Entwicklung des Unternehmens schaffen Vertrauen.
Empowert eure Angestellten
Erklärt euren Angestellten, inwiefern sie einen Beitrag zum Erfolg eures Unternehmens leisten. Dan Sanker, Gründer und Logistik-Chef der Outsourcing-Firma CaseStack, schrieb an anderer Stelle für Business Insider, dass es für den Erfolg eines Unternehmens extrem wichtig ist, Angestellte zu bestärken. „So werden sie sich für die Kundinnen und Kunden, die Kollegen und die Firma verausgaben. Sie werden glücklicher, produktiver und unabhängiger sein. So kann das ganze Team produktiver sein“, schrieb er. Sanker empfiehlt zu erklären, warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden und zu kommunizieren, in welche Richtung sich die Firma entwickelt. Solange die Führungskraft transparent handelt und dafür sorgt, dass die Angestellten für die gleichen Ziele arbeiten, ist es wahrscheinlicher, dass Beschäftigte ihre Talente und ihre Energie auf der Arbeit einsetzen.
Sobald Führungskräfte ihre Geschäftsziele erläutert haben, sollten sie es vermeiden, Mikromanagement zu betreiben. Stattdessen sollten Angestellte selbst Verantwortung für ihre Arbeit übernehmen, schrieb Mike Kappel, Gründer und Chef des Unternehmens Patriot Software, in einem Gastbeitrag für das Online-Magazin „Entrepreneur“.
„Führungskräfte sollten sich daran erfreuen, eine Entwicklung bei ihren Angestellten zu beobachten und ihr Wachstumspotenzial nicht hemmen. Durch das Delegieren von Aufgaben und das Annehmen von Input von Angestellten vermittelt ihr, dass ihr bereit seid, neue Führungskräfte in eurem Unternehmen entstehen zu lassen“, schrieb er.
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