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Misserfolg war noch nie etwas Erstrebenswertes. Doch selten war es so geächtet und gefürchtet wie in der digitalen Optimierungsgesellschaft. Höchste Zeit, neu zu bestimmen, was Erfolg eigentlich ausmacht.

  1. Die psychologischen Auswirkungen von Misserfolg

Zu wenig Erfolg kratzt am Ego, senkt das Selbstwertgefühl. Wird Erfolg errungen, macht es selbstbewusst oder beflügelt sogar. Misserfolg kann zwangsläufig zur Verringerung oder sogar Verkümmerung des Selbstwertgefühls führen.

Aus einer Studie aus dem Jahre 1933 von Marie Jahoda, Paul F. Lazarsfeld und Hans Zeisel geht hervor, dass Langzeitarbeitslosigkeit die Betroffenen «abstürzen» liess. Je extremer dieser sogenannte Absturz war, desto extremer zeigten sich auch die daraus resultierte Resignation, Hoffnungslosigkeit und der Alkoholkonsum.

Erfolg ist die Resonanz unseres Selbst in der Welt. Stellt sich hingegen Misserfolg ein, so beginnen wir unsere Fähigkeiten infrage zu stellen.

  1. Erfolg am Anfang: Eine reine Anpassungsleistung aus evolutionärer Sicht

Zu Beginn unseres Lebens lernen wir, dass Erfolg nichts ist worüber wir selbst bestimmen können. Lange Zeit bedeutet Erfolg reine Anpassungsleistungen zu erbringen. Aus evolutionärer Sicht bedeutet diese Entmündigung von Tag eins des Lebens jedoch etwas sehr Sinnvolles. Es sichert dem Kind das Überleben und ermöglicht ihm die individuelle Autonomie. Es ist jedoch an die Bedingung geknüpft Fremderwartungen zu erfüllen, wie der Eltern, Lehrer und andere Menschen im Leben.

In der modernen digitalisierten Welt ist hingegen nicht nur der erfolgreich, der gelernt hat sich anzupassen, sondern wer aus sich selbst «etwas macht». – Selbstverwirklichung ist das Ziel und zwar in allen Bereichen des Lebens.

Dies führt dazu, dass Misserfolg als selbstverschuldet empfunden wird und somit Scham und Enttäuschung die Folge sind.

  1. Die digitale Kultur: Mehr Aussenleitung, mehr Frust

Wir leben heute in digitalen Zeiten, in denen uns eine alles durchdringende Feedbackkultur permanent auf Erfolg abcheckt. Das liegt unter anderem daran, dass sich sehr viele Erfolgskriterien in unserer Cybergesellschaft quantifiziert haben. So werden Schritte aufgezeichnet, Verkaufsrankings erstellt oder Follower-Zahlen gezählt. All diese gesammelten Daten sind nicht nur deskriptiv, sondern gewinnen schnell einen normativen Charakter. – Wo stehe ICH? – Es liegt in der Natur der Sache, dass wir uns bei all den Virtuosen der Netzwelt schnell bei den Verlierern wiederfinden als bei den Gewinnern. So vergleichen wir uns eher was uns bis zur Number one fehlt, als dass wir uns mit Rang 214`072 zufriedengeben.

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Quelle: Psychologie Heute, S. 58-62, Juni 2019

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