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Fast überall gibt es ihn – den hilfsbereiten und durch und durch netten Kollegen, der niemals „Nein“ sagen kann. Er ist gerade bei seinen Mitarbeitern höchst beliebt, übernimmt er doch gerne mal etwas Arbeit und macht dadurch vor allem das Leben der Kollegen leichter. Doch obwohl sich dies zunächst etwas ungewöhnlich anhört, ist diese Haltung nicht förderlich für die Karriere, sondern kann sie sogar behindern. Nur, wie genau funktioniert dieses Nein sagen eigentlich?

Schritt für Schritt zum bestimmten – aber höflichen – „Nein“

Der erste Schritt, um aus diesem Teufelskreis wieder herauszukommen, ist zunächst einmal das Erkennen der aktuellen Situation. Erst, wenn Sie sich im Klaren darüber sind, dass Sie in die klassische Entscheidungsfalle geraten sind, können Sie Schritte einleiten, um dort wieder herauszukommen. Dabei sollten Sie zunächst versuchen, zu ergründen, welcher individuelle Grund Sie überhaupt erst in diese Situation geführt hat, damit dies in Zukunft vermieden werden kann:

a) Helfersyndrom

Hinter dem klassischen Helfersyndrom stecken gleich mehrere Gründe und so lieben manche Menschen das Gefühl, gebraucht zu werden. Werden sie von Kollegen und Vorgesetzten regelmäßig um Hilfe gebeten, so zeigt dies ihre eigene Unersetzbarkeit, weshalb sie jede Bitte bejahen und sich mit ihren falschen Vorstellungen so langsam aber sicher in die Gefälligkeitsfalle begeben.

b) Minderwertigkeitsgefühle

Ein anderer, häufiger Grund liegt in vorhandenen Minderwertigkeitsgefühlen, die durch das Annehmen von sämtlichen Anfragen kompensiert werden sollen.

Allerdings handelt es sich hier ebenfalls um eine falsche Denkweise, denn obwohl es zwar kurzfristige Anerkennung und positive Reaktionen vom Chef oder den Kollegen gibt, führt dies in der Regel zu einer klassischen Abwärtsspirale: Die vielen Gefälligkeiten summieren sich schnell, wodurch die eigene Arbeit leiden wird und damit schwindet wiederum die Anerkennung. Das führt dazu, dass jede Anerkennung als besonders angesehen wird und weitere Bitten bejaht werden – so entsteht ein Teufelskreis, der sich immer weiter hochschaukelt und letztendlich in massivem Stress oder sogar Burnout endet.

c) Verantwortungsgefühl

Ein anderer Grund, warum Sie in diese Entscheidungsfalle geraten könnten, ist ein falsches Gefühl von Verantwortung: Der neue Kollege kommt einfach nicht mit dem System zurecht und macht ständig Fehler? Oder steht bei einem Mitarbeiter eine Präsentation an, doch bisher ist diese alles andere als vorzeigbar? Viele Menschen möchten in so einer Situation nett sein, helfen und übernehmen Teile der Arbeit – doch nicht selten handelt es sich hierbei nur um eine manipulative Masche der Kollegen.

Wer regelmäßig auf diese Art und Weise nach Hilfe sucht, der hat bereits erkannt, dass Sie auf diesen Trick hereinfallen. Es ist vollkommen in Ordnung, entsprechende Fragen abzulehnen, schließlich müssen Sie selbst Ihre Arbeit erledigen und sind nicht für die schlechte Zeiteinteilung oder Fehler Ihrer Mitarbeiter verantwortlich.

d) „Ich möchte nichts verpassen“

Dieser Satz wird immer wieder als Grund genannt, warum Menschen nicht Nein sagen können. Sie müssen bis morgen ein Projekt fertigstellen, doch die Kollegen möchten Sie auf ein Bier einladen? Oder gilt es noch wichtige Anrufe zu erledigen, doch die Mitarbeiter treffen sich im Café gegenüber auf einen kurzen Snack? Es ist nicht immer einfach, in solchen Situationen ein „Nein“ zu verwenden, denn schließlich besteht die Möglichkeit, dass Sie spannende oder lustige Situationen verpassen könnten, an denen alle anderen Kollegen beteiligt waren. Viele Menschen haben zudem Angst davor, als “Spalter” oder gar als langweilig zu gelten, und lassen sich deshalb zum Feierabendbier überreden, obwohl der Körper den Schlaf dringend benötigen würde.

Doch auch hier gilt: Es ist besser, die sozialen Kontakte ruhen zu lassen und dafür eine gute Arbeit zu liefern, als zwar das Ansehen bei den Kollegen aufrecht zu erhalten, dafür jedoch zeitlich einfach nicht hinterher zu kommen. Letztendlich können Sie nämlich auch an einem anderen Tag mit zum Kaffeetrinken gehen oder sich ein Feierabendbier gönnen. Nur, wenn Sie die richtigen Prioritäten setzen, können Sie aber auch tatsächlich Karriere machen oder mit der Arbeit rechtzeitig fertig werden.

e) Wettbewerbsorientierung

Wir Menschen sind wettbewerbsorientiert und unsere Urinstinkte sorgen dafür, dass wir uns ständig mit unseren Mitmenschen vergleichen. Gerade auf beruflicher Basis kann dies jedoch zu Trugschlüssen führen, denn letztendlich besitzt jeder sein eigenes Tempo und ein anderes Arbeitspensum. Trotzdem kommen Schuldgefühle auf, wenn der Kollege freiwillig Überstunden macht oder zusätzliche Projekte annimmt, während Sie selbst mit Ihren bisherigen Aufgaben zeitlich bereits gut ausgefüllt sind. Dies führt oftmals dazu, dass zusätzliche Anfragen trotzdem angenommen werden, denn schließlich möchte niemand im Vergleich schlechter abschneiden und weniger leisten – obwohl dies gar nicht der Fall wäre. Versuchen Sie einfach, Ihren eigenen Ansprüchen zu genügen und sich nicht mit den Leistungen der Mitarbeiter zu vergleichen, dann fällt auch das Nein sagen wesentlich einfacher.

Die Schuldgefühle überwinden

Egal, wie oft Sie das Nein sagen üben oder wie oft Sie sich klar machen, dass Sie bereits ausgelastet sind, letztendlich bleibt fast immer ein Schuldgefühl zurück, wenn Sie entsprechende Bitten ablehnen. Denn irgendwo im Hinterkopf stellt eine leise Stimme immer die Frage:

„Ist es nicht viel zu egoistisch, einfach Nein zu sagen?“

Tatsächlich lässt sich diese Frage sowohl mit einem „Ja“ als auch mit einem „Nein“ beantworten, denn einerseits ist es natürlich egoistisch, die Anfragen von Kollegen und Vorgesetzten abzulehnen. Doch muss das nichts Schlechtes sein, denn wenn Sie versuchen, mehr zu leisten als Sie können, so wird dieser Versuch mit Sicherheit negative Konsequenzen in unterschiedlichen Formen nach sich ziehen. Im schlimmsten Fall sehen Sie sich mit Burnout konfrontiert oder haben sogar körperliche Schäden durch Schlafmangel und zu viel Stress zu bekämpfen.

Somit ist ein „Nein“ als Selbstschutz zwar eine egoistische Entscheidung, die jedoch auch dem Arbeitgeber zugute kommt. Sind Sie nämlich krank, so können Sie keine Arbeitsleistung erbringen. Letztendlich sollten Sie sich bei Bitten und Anfragen folgende Fragen stellen, bevor Sie sich dafür oder dagegen entscheiden:

  • Wer bittet mich eigentlich um den Gefallen und warum?
  • Hilft auf lange Sicht betrachtet ein „Ja“ oder ein „Nein“ eher weiter?
  • Um was genau handelt es sich eigentlich bei dieser Anfrage und kann ich das überhaupt leisten?
  • Entspricht die Bitte meinen eigenen Zielen und Werten?
  • Habe ich aktuell die zeitlichen Möglichkeiten oder fehlt mir einfach die Kraft dafür?
  • Ist die Bitte im Sinne meines Arbeitgebers oder sollte ich sie nicht doch lieber ablehnen?

Gerade Letzteres ist eine nicht zu unterschätzende Überlegung, denn hilft es dem Arbeitgeber wirklich weiter, wenn Sie die Arbeiten des neuen Kollegen übernehmen, damit er keine Fehler macht? Oder wirkt sich das nicht langfristig betrachtet negativ auf seine Leistung aus?

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Quelle

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